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Textlinguistische Perspektive zu der medizinischen Textsorte „Arztbrief“ in einem berufsbezogenen DaF-Lehrwerk

Year 2025, Volume: 13 Issue: 1, 170 - 192, 17.06.2025
https://doi.org/10.37583/diyalog.1714917

Abstract

Eine gesunde Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist von entscheidender Bedeutung für eine korrekte Diagnosestellung, die Planung der Behandlung und den erfolgreichen Verlauf eines effektiven Therapieprozesses. Die zunehmende Multikulturalität im Gesundheitssektor sowie der intensive Gebrauch der Fachsprache stellen wichtige Faktoren dar, die im Hinblick auf die Vermeidung von Missverständnissen und die Gewährleistung der Patientensicherheit berücksichtigt werden müssen. In diesem Zusammenhang gewinnt die Untersuchung klarer und effektiver Text- und Kommunikationskompetenzen in DaF-Lehrwerken, die speziell für medizinische Berufe entwickelt wurden, zunehmend an Relevanz. Die vorliegende Studie untersucht Kohäsions- und Kohärenzmechanismen in medizinischen Textsorten und stützt sich dabei auf die textlinguistischen Ansätze nach Brinker u.a. (2014). Als Beispiel dient ein Arztbrief als typische Textsorte der medizinischen Fachkommunikation, entnommen dem Lehrwerk „Menschen im Beruf – Medizin B2–C1“, das für medizinische Berufe auf dem GER-Niveau B2–C1 konzipiert wurde. Im Zentrum der Analyse stehen explizite und implizite Wiederaufnahmestrukturen – insbesondere anaphorische und kataphorische Verweise – als kohäsive Mittel, die grafisch aufbereitet wurden, um deren Einfluss auf die Kohäsion und Kohärenz der Texte differenziert darzustellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Wiederaufnahmestrukturen entscheidend für die Kohärenz und Kohäsion medizinischer Textsorten sind. Sie fördern die schriftlichen und mündlichen Kommunikationskompetenzen und helfen den Lernenden, ihre Beiträge sinnvoll in Gespräche einzufügen – was besonders in der internen und externen Kommunikation, etwa in Fachdialogen oder Anamnesegesprächen, von Bedeutung ist. Ein weiteres Ergebnis ist, dass Fachwissen – insbesondere in medizinischer Terminologie und Hintergrundwissen – unerlässlich ist, um Texte und Dialoge effektiv zu entschlüsseln. Daher sollten berufsbezogene DaF-Lehrwerke gezielt Übungen zur Wiederaufnahme und zum Umgang mit fachspezifischem Vokabular integrieren, um die Kommunikationsfähigkeit der Lernenden zu fördern.

References

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Text-linguistic Perspectives of Medical Text Type doctor's letter in GFL Textbooks for Professional Purposes

Year 2025, Volume: 13 Issue: 1, 170 - 192, 17.06.2025
https://doi.org/10.37583/diyalog.1714917

Abstract

Effective communication between healthcare professionals and patients is of paramount importance for ensuring accurate diagnoses, formulating appropriate treatment plans, and facilitating the successful progression of therapeutic processes. The increasing multicultural diversity within the healthcare sector, coupled with the intensive use of specialized technical language, is a significant factor that must be carefully considered in order to prevent misunderstandings and safeguard patient safety. Within this context, the examination of clear and effective communicative practices in GFL textbooks tailored for medical professions has become increasingly pertinent. This study examines cohesion and coherence mechanisms in medical text types, drawing on text-linguistic approaches developed by Brinker et al. (2014). A medical report—used here as a typical text type in professional medical communication—serves as an example, taken from the textbook “Menschen im Beruf – Medizin B2–C1”, which is designed for medical professions at the CEFR level B2–C1. The analysis focuses on explicit and implicit resumption structures—particularly anaphoric and cataphoric references—as cohesive devices, which are visually presented to illustrate their differentiated impact on the cohesion and coherence of the texts. The findings of the study emphasize that resumption structures play a crucial role in the cohesion and coherence of medical texts. They not only enhance both written and oral communication skills but also facilitate the meaningful integration of learners’ contributions into interactions. This is particularly significant in professional contexts, such as medical history interviews and interdisciplinary dialogues. Furthermore, the study highlights the importance of subject-specific knowledge—particularly medical terminology and contextual information—for effectively interpreting medical texts and dialogues. Consequently, profession-oriented GFL textbooks should intentionally incorporate exercises focusing on resumption structures and the handling of specialized vocabulary in order to foster learners’ communicative competencies.

References

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Textlinguistische Perspektive zu der medizinischen Textsorte „Arztbrief“ in einem berufsbezogenen DaF-Lehrwerk

Year 2025, Volume: 13 Issue: 1, 170 - 192, 17.06.2025
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Abstract

Eine gesunde Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist von entscheidender Bedeutung für eine korrekte Diagnosestellung, die Planung der Behandlung und den erfolgreichen Verlauf eines effektiven Therapieprozesses. Die zunehmende Multikulturalität im Gesundheitssektor sowie der intensive Gebrauch der Fachsprache stellen wichtige Faktoren dar, die im Hinblick auf die Vermeidung von Missverständnissen und die Gewährleistung der Patientensicherheit berücksichtigt werden müssen. In diesem Zusammenhang gewinnt die Untersuchung klarer und effektiver Text- und Kommunikationskompetenzen in DaF-Lehrwerken, die speziell für medizinische Berufe entwickelt wurden, zunehmend an Relevanz. Die vorliegende Studie untersucht Kohäsions- und Kohärenzmechanismen in medizinischen Textsorten und stützt sich dabei auf die textlinguistischen Ansätze nach Brinker u.a. (2014). Als Beispiel dient ein Arztbrief als typische Textsorte der medizinischen Fachkommunikation, entnommen dem Lehrwerk „Menschen im Beruf – Medizin B2–C1“, das für medizinische Berufe auf dem GER-Niveau B2–C1 konzipiert wurde. Im Zentrum der Analyse stehen explizite und implizite Wiederaufnahmestrukturen – insbesondere anaphorische und kataphorische Verweise – als kohäsive Mittel, die grafisch aufbereitet wurden, um deren Einfluss auf die Kohäsion und Kohärenz der Texte differenziert darzustellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Wiederaufnahmestrukturen entscheidend für die Kohärenz und Kohäsion medizinischer Textsorten sind. Sie fördern die schriftlichen und mündlichen Kommunikationskompetenzen und helfen den Lernenden, ihre Beiträge sinnvoll in Gespräche einzufügen – was besonders in der internen und externen Kommunikation, etwa in Fachdialogen oder Anamnesegesprächen, von Bedeutung ist. Ein weiteres Ergebnis ist, dass Fachwissen – insbesondere in medizinischer Terminologie und Hintergrundwissen – unerlässlich ist, um Texte und Dialoge effektiv zu entschlüsseln. Daher sollten berufsbezogene DaF-Lehrwerke gezielt Übungen zur Wiederaufnahme und zum Umgang mit fachspezifischem Vokabular integrieren, um die Kommunikationsfähigkeit der Lernenden zu fördern.

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Primary Language German
Subjects Language Studies (Other)
Journal Section Articles
Authors

Sibel Kardan 0009-0004-3079-2755

Handan Köksal 0000-0002-6083-4723

Publication Date June 17, 2025
Submission Date February 19, 2025
Acceptance Date June 17, 2025
Published in Issue Year 2025 Volume: 13 Issue: 1

Cite

APA Kardan, S., & Köksal, H. (2025). Textlinguistische Perspektive zu der medizinischen Textsorte „Arztbrief“ in einem berufsbezogenen DaF-Lehrwerk. Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik, 13(1), 170-192. https://doi.org/10.37583/diyalog.1714917

www.gerder.org.tr/diyalog